Die alte "Punzmüssen" aus der Grafschaft Schaumburg
Eine trachtenkundliche Entdeckung der besonderen Art
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Wenn Tracht Rätsel aufwirft
Punzmützen sind heute schwarz. Daß sie aber einst mit farbigem
Band besetzt waren, beweist diese Entdeckung einer alten Mütze, die sich
über 200 Jahre in Privatbesitz erhalten hat.
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Die Geschichte
Die Fotos zeigen eine frühe Form der Punzmüssen aus dem Österten-Gebiet.
Sie stammte aus dem Kirchspiel Beckedorf, ehemals Grafschaft Schaumburg
hessischen Anteils. Anhand von schriftlichen Überlieferungen und Eintragungen
in Kirchenbüchern konnten Namen und Daten der möglichen früheren
Besitzerin ermittelt werden. Da in der Überlieferung die Besitzerin mit
"Großmutter" beschrieben wird, ist eine genaue Zuweisung auf eine Person nicht
möglich. Sicher ist jedoch die Zuordnung der betreffenden Generation in den Zeitraum
von 1783 bis 1800. Diese Jahre kennzeichnen die Hochzeitsdaten der beiden in Frage
kommenden "Großmütter". Die ältere wurde 1758 in Riepen geboren, 1773
konfirmiert und heiratete 1783 nach Beckedorf. Die jüngere, in Beckedorf
1782 geboren, wurde 1796 konfirmiert und heiratete 1800 in Beckedorf.
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Vergleicht man die Geburtsdaten, stellt man fest, daß 24
Jahre zwischen beiden Frauen liegen. Wann die Mütze nun genau angefertigt wurde,
lässt sich letztendlich nicht mehr sicher beweisen. Fest steht jedoch,
daß es sich hier um eine sehr alte Form der Österten-Punzmütze
handelt, die hier noch farbig ist, im Gegensatz zu den jügeren Formen des
19. Jahrhunderts, die mit schwarzem Band versehen sind.
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Beschreibung
Es handelt sich um eine typische Zweistücksmütze, die aus zwei Teilen
genäht ist. Die Mittelnaht ist auch von außen und oben gut erkennbar.
Die Oberseite, der bei späteren Punzmützen sogenannte Müssenflicken,
ist mit einer Stickerei in Herz- und Blumenornamentik ausgeschmückt.
An der Stirnseite sieht man noch deutlich die später verschwundene Schneppe,
eine dem Haaransatz folgende geschwungene Ausformung der Mütze. Diese Schneppe
hat sich teilweise bei den heute bekannten Punzmützen im Unterbau erhalten,
ist jedoch aufgrund des breiten schwarzen Bandes verdeckt und von außen
nicht mehr sichtbar. Ebenso hat sich ein sogenannter Mützenstrich erhalten.
Dieser ist ein Rest einer vorher üblich gewesenen weißen Untermütze. Er hat die selbe
geschwungene Form wie die Schneppe und wird unter dieser auf der Stirn getragen.
Die Mütze selbst ist mit rotem Seidenband an den
Rändern benäht und von doppeltliegendem Seidenband der selben Art
eingefasst. Das umlaufende Band ist noch im Nacken zu einer Schleife gebunden,
diese Schleife wird bei den späteren Punzmützen nur noch gelegt und
angenäht.
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Der alte Mützenstrich |